Über ein Jahrzehnt bin ich nun politisch aktiv - ob in (linken) Gruppen, Vereinen, oder sogar mal irgendwo im Wahlkampf. Jeden Tag habe ich mich über tagesaktuelle Nachrichten informiert, aber auch mal grundlegende Literatur gelesen.
Mittlerweile kann ich es nicht mehr. Jede Talkshow macht mich nur noch wütend, resigniert; ja, erschöpft mich regelrecht. Politik ist nichts als verlogenes, opportunistisches Aufgeschrecke und Verdummung der Bevölkerung. Will hier nicht auf ein stumpfes "die da oben" hinaus, weil es schon an der Basis beginnt und die gewählten Herren und Damen an der Spitze wirklich auch nur die Spitze des Eisbergs sind, die das ganze Gezetere schließlich verkaufen müssen.
Der aktuelle negative Höhepunkt (also Tiefpunkt) ist die Debatte um die Migration, die zeigt wie unglaublich stupide und kurzsichtig Politik hier ist. Solingen passierte und einen Tag später übertrumpfen sich alle Parteien der Ampel bis Union und AfD in ihren rechten Forderungen. Und die Politik lässt sich von den Rechten treiben wie ein Tier in die Manege. Und plötzlich waren alle ja schon immer gegen "irreguläre" Migration (wo kommt dieses dumme Wort plötzlich eigentlich her?!) - gestern Abend wirft die SPD-Tante aus Bayern ein, dass die SPD (und Ampel) ja bereits sehr viel abschieben und die Union auch nicht mehr schaffen würde. Das erzählt man in so einem Nebensatz, der mittlerweile so leicht von den Lippen geht, dass es nicht mal mehr eine Lawine lostritt, oder uns kleine Schneeflöckchen noch groß kümmert. Wie weit haben wir das Overtonfenster mittlerweile nach rechts geschoben? Die "progressiven" Parteien haben längst verloren, weil sie gebetsmühlenartig das menschenfeindliche Geschwätz der Rechten übernommen haben und mittlerweile ja selbst das Patent darauf haben wollen. Wäre doch nur einmal jemand mit Rückgrat in der Politik, dem es nicht nur um das Verteidigen der eigenen Partei ging, der auch mal Fehler erkennen würde, der aus wirklicher Überzeugung handeln würde. Es wäre ein verdammter Lichtblick in diesem mandelbraunen Politikbrackwasser. Die glauben immer noch, sie könnten die "abgehängten" Wutbürger zurückholen, wenn sie der Faschistenpartei einen heimlichen Daumen nach oben geben, während sie nicht verstehen, dass sie ihnen bereits die Hofeinfahrt pflastern und ein Leuchtfeuer entzünden, dass den Rechten den Weg in die Parlamente weist.
Es hat keine zwei Tage gedauert, bis die Ampel unter mittlerweile nicht mal mehr Bauchschmerzen das neue Migrationspaket vorgestellt hat, weil sie aus Unsinnigkeit und völliger Verdrossenheit Angst vor rechten Vordringen verhindern wollte; hat damit aber die ganze Debatte entkapselt und in das Rampenlicht gerückt, wo es de facto überhaupt nicht hingehört.
Kurzum: ich brauche Abstand von Politik und seinen Lakaien.
Bin ein Boomer und engagiere mich seit 40 Jahren (keine Übertreibung, ist echt so) für eine bessere Welt. Wäre gar nicht schwer, ein bisschen mehr Bescheidenheit und Gemeinschaft würden reichen.
Was stattdessen passiert: Kohl und Reagan fangen an, die sozialen Systeme zu zerstören, und seitdem diese Pest ausgebrochen ist, geht es nur bergab, und zwar steil. Die Menschheit bricht jedes Jahr neue Rekorde, was die Zerstörung unserer Biosphäre angeht, und der Rest wird auch immer beschissener.
Ich hab's aufgegeben. Bringt nichts, dagegen zu sein, wenn die Mehrheit es so will. Um die Kinder tut's mir leid, aber sonst... Lass das dumme Pack verrecken, die wollen das so.
Die Politik müsste eigentlich eine gewisse Korrekturkompetenz sein, die das Zusammenleben auf Basis von Evidenz entsprechend steuert, sprich auch die Themen so vorbereiten, dass sie in Einheit mit der Bevölkerung auf eine sinnvolle Richtung gebracht werden. Stattdessen springt man über jedes kleine Stöckchen, sofern es genug gibt, die dafür die Mistgabeln herausholen.
Beispiel: Klimawandel ist wissenschaftlicher Konsens. Handlung: wir bereiten die Menschen darauf vor, überdenken unser Handeln, unsere Produktionsweise, usw. Dort wäre jetzt der Punkt, an dem der parteipolitische Diskurs beginnt, um die Meinung des Volkes zu repräsentieren.
Wie es aktuell passiert: Nazis und Wutbürger machen Stimmung gegen Migranten und alle Parteien (bis auf die Linke) springen auf den Zug auf - diskutiert wird nur, wer wen wie überbieten kann, aber niemals Fakten. Aber man will es sich ja nicht mit den Wutbürgern versauen.
Meine Frage: wer repräsentiert Menschen wie uns? Menschen, die sich links von den Grünen und Co bewegen? Wann wurden wir jemals befragt? Wann setzen sich die Leute mal hin und diskutieren so lebhaft eine Vermögenssteuer, wie sie Mustafa, Hakan und Mohammed in gute und böse Ausländer einteilen?
Menschen wie wir™ sind VIEL zu wenige. Ich habe es weiter oben schon geschrieben:
Ich dachte lange die Politik handele gegen den Willen der Bevölkerung und muss nur zurück in die Spur gebracht werden. Aber Quatsch! So viel Macht haben die gar nicht. Die Menschen wollen das alles nicht, sich einmischen, etwas verändern, ein besseres Leben für alle. Die meisten Linken kleben sich eine Europa-Flagge aufs Auto und wählen SPD, das wars. Die Menschen wollen Netflix, Urlaub, ihre Ruhe. Die Unterschicht hat keine Ressourcen um sich Gedanken zu machen und ist fest im Griff der Bildzeitung, die Mittelschicht ist zu beschäftigt Mittelschicht zu bleiben, Kinder, Karriere, Konsum. Der Elite gehört die Presse, die Arbeit und das Geld, die wollen auf keinen Fall zur Verantwortung gezogen werden. Die wenigen Idealisten in der Politik werden diffamiert und ausgebrannt.
Es geht uns doch allen immer noch gut genug, als dass wir unsere schrumpfende Komfortzone kollektiv verlassen würden. Die Letzte Generation hat das versucht und dafür richtig aufs Maul bekommen, von allen Seiten. Die Katastrophe ist schon spürbare Realität, aber niemand ist bereit, auf Käse zu verzichten.
Die Politik müsste eigentlich eine gewisse Korrekturkompetenz sein, die das Zusammenleben auf Basis von Evidenz entsprechend steuert,
Was di hier vorschlägst, hört sich auf den ersten Gedanken super toll an und ist beim zweiten Nachdenken ein Technokratie. Du willst also, dass Wissenschaftler und Experten die Schicksale der Bevölkerung bestimmen. Es soll nicht mehr ausgehandelt, sondern klar vorgegeben werden. Bloß nicht!
Das hatten wir am Anfang der Covidphase. Du erinnerst dich: Der Teil wo wir zuhause sitzen mussten und nur zum Einkaufen rausgehen durften. War ja wissenschaftlich genau so vorgegeben. Dann durften Kinder nicht mehr am Leben teilnehmen, weil sie ja Viren verbreiten. Sie durften nicht mehr Leben und Freude haben, weil Alte geschützt werden sollten. Haben die Wissenschaftler gesagt.
Ich will nicht von Wissenschaftlern regiert werden. Das kann nur schiefgehen. Und so manche Technokratie ist schon mit einem Knall untergegangen, da die „Experten“ am Bedarf der Bevölkerung vorbeigeplant haben - siehe der gesamte Ostblock und nun China. Bloß keine Besserwisser an die Macht.
Know your enemy oder so. Keine Ahnung. Früher war das meine Lebensrealität, um zu verstehen was die Leute gerade bewegt. Aber die Zeiten sind jetzt auch vorbei.
Die Formate sind auch einfach beschissen, das sind größtenteils einfach nur Sendungen in der sich Leute anschreien und ständig unterbrechen. Absolutes Negativbeispiel für Fernsehformate und Diskussionskultur.
Ich finde mich in vielen davon wieder und das tut mir gerade irgendwie echt gut.
Das schlimmste ist für mich, dass komplett absehbar ist wohin die Reise gehen wird. Die Minority World ("Der Westen" TM) wird weiter nach rechts rücken, Stück für Stück, bis die Demokratien zerbricht. Der Klimawandel wird nur milde abgebremst weiter gehen und mit jeder neuen Krise die dadurch ausgelöst oder verstärkt wird (Migration, Krieg, Produktionsketten die nicht mehr funktionieren, Wasserknappheit, Naturkatastrophen. Um nur die offensichtlichen zu nennen), werden die Menschen sich noch mehr von einfachen Parolen und symthomatischen Problembewältigingsphantasien einfangen lassen.
Ich schreibe das, während meine Frau meine zwei sechs Monate alten Kinder neben mir am Stillen ist. Es macht mir Angst, in was für eine Welt sie hineinwachsen werden.
Es zeigt sich massiv, dass die Probleme nicht nur im Politikbetrieb selbst liegen, sondern in der Medienkultur und dem gesellschaftlichen Klima insgesamt. Die Entwicklung dort ist natürlich wiederum ein Ergebnis von politischen Entscheidungen, die vor 10, 20, 30 Jahren getroffen wurden.
Ich glaube Helmut Schmidt hat es auf den Punkt gebracht: "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen." Das ist die deutsche Haltung seit mindestens 40 Jahren. Es gibt keine Politiker, und keine Journalisten im Mainstream, die auf langfristige positive Zukunftsideen hinarbeiten und danach fragen.
Alles ist nur noch Taktik. Der nächste Wahlkampf, der nächste internaitonale Gipfel, die nächste Gesetzesinitiative, wo schon mal ordentlich Medienrummel gemacht wird, aber nicht inhaltlich, sondern wer mit und wer gegen wen. Entscheidungen, die erst in 10 Jahren ihre Wirkung entfalten werden nicht getroffen, weil man nach einem halben Jahr bei Lanz erklären muss, warum es noch keine Ergebnisse gibt.
Und dementsprechend sieht auch keiner von den "demokratischen" Politikern und Medien strategische Verantwortung, etwa bestimmte Grenzen nach rechts nichts zu übertreten, bestimmte Grundwerte nicht zu hinterfragen, bestimmte Bündnisse nicht einzugehen...
Wer dagegen strategisch und geduldig agiert, sind die Rechtsextremen. Hier das Overtonfenster etwas verschieben, da eine neue Parole einbringen... Auf dem Land anfangen und langsam in die Städte vorrücken...
Es ist ein sehr schwieriges Problem über das ich schon lange nachdenke, wie man da ggf. wieder raus kommt.
Das große, große Problem, ist das unser Mix aus Gruppenbildung und Abstimmungen genau diese Monster erschaffen hat, und das ist halt unser mehr oder weniger bester Ansatz für Demokratie. Jede Bewegung weg von diesem Modell ist entweder mehr in Personen zentriert, was wir als diktatorisch(er) sehen würden, oder direkte(re) Demokratie, die im Ruf steht zu populistisch, und zu oberflächlich zu sein.
Und damit sind wir mehr oder weniger systematisch Schachmatt.
Andererseits wird es weiterhin viele noch motivierte Menschen geben, die versuchen die Struktur von innen heraus zu verbessern. Das könnte auch funktionieren, aber ich sehe es noch nicht. Die würden sich aber (zurecht) gegen Vorwürfe wehren, das sie "das falsch machen".
Den Standpunkt den ich im Moment am ehesten glauben würde, wäre wenn es eine Partei mit einem Program ankommt und ich an der git history sehen kann das die Leute auf den Listen auch tatsächlich die Leute sind die das Dokument geschrieben haben und das das wirklich deren Meinungen und Positionen sind.
Und sie dann knallhart daran zu messen wie sehr sie sich an ihre eigenen Aussagen halten. Ich würde lieber ein "weiß ich nicht" sehen, als das sich jemand zu weit aus dem Fenster lehnt, was gerade zu passieren scheint.
Plus, was ich auch sehen will sind sehr konkrete Ziele, also z.b. eine Wohlstandsverteilungskurve die in Deutschland das Ziel sein soll und dann das Steuersystem danach auszulegen wie wir da hin kommen. Und Entwürfe für Gesetze bevor man in der Regierung ist. Wo klar ist was ggf. Koaltionisverhandlungsmasse ist und was nicht. Also Vermögenssteuer (nicht verhandelbar) in Höhe von (2-4%) p.a. und das dann verhandelnbar im Ausmaß.
Aber das ist alles theoretisch, faktisch kriegt man die Leute wahrscheinlich nicht dafür zusammen.
Den Standpunkt den ich im Moment am ehesten glauben würde, wäre wenn es eine Partei mit einem Program ankommt und ich an der git history sehen kann das die Leute auf den Listen auch tatsächlich die Leute sind die das Dokument geschrieben haben und das das wirklich deren Meinungen und Positionen sind.
Womit du leider nur ausdrückst, dass du in einer Demokratie keine Rolle spielst. Denn du bist eine winzige Minderheit, während der Rest quasi hirntot nur laut polternd belogen werden möchte und das mit seiner Wählerstimme belohnt.
Ich habe irgendwo mal von nem Soziologen gelesen, der sagte der Hauptunterschied zwischen Ost und Westdeutschland ist das Politikverständnis. Die Wessis sind eine repräsentative Demokratie gewohnt, mit Parteien, ihren Programmen und dem indirekten Einfluss.
Die Ossis haben sich ihre Demokratie vor 30 Jahren erkämpft. Sie wollen auch weiterhin mitreden und eine direkte Demokratie haben.
Nur leider sind wir Wessis zu stolz, um den Ossis ihren Kampf anzuerkennen. Wir haben nie für Demokratie kämpfen müssen. Wir verstehen auch nicht, warum der Osten sich nicht in der Parteienlandschaft wiederfinden kann.
Ich finde mehr direkte Demokratie eine gute Idee. Sollte man mal Ausprobieren. Zb den Bürgerräten mehr Einfluss geben und nicht nur einen „beratenden Charakter“
Wäre doch nur einmal jemand mit Rückgrat in der Politik, dem es nicht nur um das Verteidigen der eigenen Partei ging, der auch mal Fehler erkennen würde, der aus wirklicher Überzeugung handeln würde. Es wäre ein verdammter Lichtblick in diesem mandelbraunen Politikbrackwasser.
Nee, das wäre kein Lichtblick, sondern eine Horrorshow. Denn ein solcher Politiker würde in den Medien in der Luft zerrissen und dann von den hirnlosen Lemmingen, entschuldigung, Wählern niedergtrampelt.
Mag aus deiner Position heraus einfacher sein, den Politikern die Schuld zu geben, aber das Problem ist nicht, dass es keine fähigen Poliker gibt, sondern das der Wähler genau die Scheiße will und wählt.
Vielen Dank für diese Tirade.
Ich habe mich auch zwei Jahrzehnte in Welt- und Tagespolitik informiert, diskutiert, engagiert und demonstriert. Nun realisiere ich seit einiger Zeit, dass Politik, Wirtschaft und Bevölkerung eine breite Front gegen die Realität gebildet haben. Alle in den Rollen, die man von ihnen erwartet, auf den eigenen Vorteil schielend, während sich unsere Spezies ungebremst auf den großen Filter zubewegt. Die einen schlagen vor, die anderen regen sich auf, die Presse sammelte Klicks, die Politik täuscht Handlung vor, die Wirtschaft bietet ein neues Produkt an. Selbst die Autonomen bei den G20-Protesten haben ihren Platz und tun das, was sie immer tun. Alles zu groß, zu komplex, irgendwie auch gemütlich, die da oben, die Ausländer und der kleine Mann.
Ich halte mich nicht für besonders intelligent, jedoch schaue ich zunehmend irritiert auf diesen Pavianfelsen, der unser gesellschaftliches Zusammenleben ist. Wir sind echt gerade erst aus dem Dschungel raus, paar schicke Klamotten angezogen und Schlagzeilen dreschen. Keinen Plan, aber fleißig sein und Geld verdienen, um in den Urlaub zu fliegen, den haben wir uns WIRKLICH verdient!
Ich will kein "We are fucked"-Doomer werden, ich habe Kinder und will ihre Hoffnung nicht verlieren. Ich will mich nicht ins Privatleben zurück ziehen, die Gardinen zu und hoffen, dass es bei uns erst später knallt. Ich bin mir sicher, wir könnten es so schön haben. Aber was soll ich tun gegen so eine breite Front?!
Verrückt, ich erinnere mich nicht, dieses Lied jemals gehört zu haben. Vielleicht irgendwo und dann wieder vergessen, ich benutze ja echt das gleiche Bild im gleichen Wortlaut.
Wir leben in einer Demokratie. Die kommt mit dem Vorteil daher, dass jeder mitreden darf, und hat den Nachteil, dass jeder mitreden darf. Wir haben insgesamt in DE einfach auch eine sehr rechts eingestellte Gesellschaft. Die Leute wählen nicht aus Protest AfD, sondern weil sie selbst dieser Meinung sind. Feddit ist halt schon ne linke bubble. Hinzu kommt dass das Parteienspektrum eben auch unterschiedliche demographische Zielgruppen hat, die unterschiedlich stark vertreten sind. Wenn du annimmst dass der Bildungsgrad ansatzweise die Form einer Gaußkurve hat, dann siehst du dass halt sehr 'blöde', d.h. also leicht mit Populismus und einfachen Antworten beeinflussbare, Menschen ähnliches Stimmgewicht haben wie gut gebildete. Und Letztere sind wesentlich aufwendiger zu überzeugen, da brauchst du stichhaltigere Argumente.
Die Folge ist auch das Land Stadt Gefälle. Städte wählen eher links nicht einfach weil man da 'Ausländer gewohnt' ist, sondern weil der Bildungsgrad in Städten durchschnittlich höher ist. In Städten gibts die Arbeitsplätze für höher qualifizierte, daher ziehen diese vom Land weg. Und je mehr solche Gebiete wie das Ostdeutsche Brachland zu einer Art rechtes Ghetto verkommt und Städte wie Dresden und Leipzig den Ruf von Modernität und Weltoffenheit bekommen, desto mehr verstärkt sich eine solche Entwicklung.
Mögliche Lösungen sind klar:
Bildungsniveau anheben. Leider wird im Bildungssektor am liebsten gespart. Zum einen weil die nicht wählen können, zum anderen weil dank Förderalismus es keine einheitlichen Mindestvorgaben gibt. Das allein reicht aber nicht, es ist nun mal so dass du nicht jeden Menschen durch ein fünf Jähriges Studium peitschen kannst.
Gefälle wie Stadt Land oder Arm Reich abbauen. Eine stärke Durchmischung grenzt (rechte) Blasenbildung ein. Wenn es auf dem Land attraktiver wird zu leben und man dort auch arbeiten kann, zieht auch ein Städter gerne dahin. Sieht man ja teilweise auch an der ganzen Corona und Home Office Geschichte.
Social Media und Presse heizen gerne Wutthemen an weil man damit einfach besser Reichweite = Geld macht. Eine staatliche Regulierung ist wegen der Pressefreiheit vom Tisch aber man könnte doch zumindest Vorgaben an den von der Presse selbst eingesetzen Presserat machen damit der mehr Biss hat. Damit sich die Bild eben nicht nur die Bürowände mit Rügen tapeziert. Ich rede dabei nicht von einpreisbaren Geldstrafen, warum nicht ne Vorgabe Titelseite mit Richtigstellung die bei einer Rüge gedruckt werden muss? Und bei Social Media soll man halt durchsetzen dass die aktiver moderiert werden müssen und wenn die Spielwiese eines Milliardärs das halt nicht will, tja wir werden es auch ohne shitter überleben. Ein Politikerverbot auf Social Media wäre aber auch nicht schlecht.
Ich rede dabei nicht von einpreisbaren Geldstrafen, warum nicht ne Vorgabe Titelseite mit Richtigstellung
Ich stimme deinem Kommentar komplett zu, würde hier aber gern ergänzen:
die Geldstrafen dürfen gerade bei Serientätern einfach nicht mehr so einpreisbar sein. Dein Blatt kassiert alle drei Wochen eine Strafe? Dann eskaliert die Strafe entsprechend, bis du es kapiert hast. Lügen darf sich nicht mehr lohnen.
Ich kenne das auch sehr gut, was du da beschreibst. Ich fokussiere mich seit vielen Jahren auf Themen wie Massenüberwachung und Präventionsmaßnahmen im digitalen Raum. Da sind Leute in der EU und hierzulande Frau Faeser ordentlich am zündeln. Seit 20 Jahren höre ich dieselbe Scheiße rund um das Thema. Dieselben unfähigen, inkompetenten Menschen fordern dieselben unwirksamen und überzogenen Maßnahmen. Ich glaube, bei diesem Thema habe ich innerlich auch irgendwann in den letzten Jahren resigniert.
Generell habe ich große Sorge vor der Regentschaft der Ur-AfD CDU. Einerseits wegen des offensichtlichen Rechtsrucks, aber hauptsächlich wegen einer erneuten Phase drohenden Stillstands und Lobbygemauschel. Das hatten wir 16 Jahre und das hat uns viele Probleme eingebrockt, wie man heute überall sieht.
Ich will Progressivität. Ich will Bürokratieabbau. Ich will Nahbarkeit in der Politik. Ich will Bildung und Aufklärung. Ich will den Kampf gegen Konzernhegemonie. Ich will nicht einen Fotzenfritz sich selbst zum König krönen und uns weiter belanglose Scheiße erzählen sehen, während alles bleibt wie ist (respektive schlimmer wird).
Die Politik ist durch und durch kaputt. Vernünftige, normal denkende Menschen, die tatsächlich die Welt besser machen wollen, haben dort leider keinen Platz mehr. Wer stattdessen aus Eigennutz die Welt schlechter macht, wird dafür noch mit Straflosigkeit belohnt.
Das zieht sich auch durch alle politischen Ebenen, wenn ich mir nur hier die Kommunalpolitk anschaue, wird mir kotzübel. Man muss nur sehen, wer gewählt wurde, und wissen, wo die Herrschaften ihre Wiesengrundstücke haben, dann weiß man sofort nach der Wahl, wo das nächste Neubaugebiet ausgewiesen wird. Ansonsten ist das nur ein unsägliches Kaspertheater, in dem sich rüstige Rentner (und 1 oder 2 Jungpolitiker, die schon senil geboren wurden, man stelle sich eine kommunalpolitische Version vom Amthor vor) entlang der Parteilinien auf eine so kindischelächerliche Art und Weise gegenseitig angiften, dass sich Kindergartenkinder dafür schämen würden. Idealisten, die tatsächlich etwas verbessern wollen, werden von dieser Walze aus dummdreister Selbstbereicherung einfach überrolt. Wer das Schauspiel lange genug aushält, um ein Pöstchen zu bekommen, ist bis dahin längst korrumpiert, denn an Pöstchen kommt man nur, wenn man der Reihe nach durch alle Ärsche nach oben kriecht.
Das Einzige, was auf höheren politischen Ebenen anders ist, ist die Größenordnung der Selbstbereicherung.
Die Medien hinterfragen absolut gar nichts, sondern plappern bestenfalls sämtliche unterschiedlichen, aber alle sachlich gleich falschen und unsäglich dummen (Partei-) Positionen nach. Meistens werden nur vorgefertigte Pressemitteilungen wiedergegeben. In der hiesigen Lokalpresse sogar noch mit zusätzlichen Rechtschreib- Grammatik- und inhaltlichen Fehlern, die im Original nicht vorhanden waren. Fakten interessieren nicht. Für "modernen" "Journalismus" ist Alles nur eine Meinung, für die es eine "Gegenmeinung " gibt, die "gehört werden muss", weil man ja "neutral" ist. So kommt es, dass den dümmsten Schwurblern eine Plattform geboten wird, ihren geistigen Dünnschiss zu verbreiten, denn das is ja eine wichtige Gegenmeinung, die gehört werden muss. So langsam beschleicht mich der Verdacht, dass das etwas damit zu tun haben könnte, dass schon zu meiner Schulzeit vor 3 Jahrzehnten in der Schule der Putz von den Wänden fiel, die Schulbücher alle älter waren, als ich jetzt bin, und nur noch von Klebeband und gutem Willen zusammengehalten wurden.
Das Gedächtnis der meisten Wähler ist nicht länger, als das eines Goldfischs, und man lässt sich gerne und vorhersehbar von irgendwelchen an den Haaren herbeigezogenen Aufregerthemen ablenken. Da Empörung die inoffizielle Währung der Medienwelt ist, und nachplappern von vorgekautem Gedankenmüll eh das Einzige ist, was die Medien in der Fläche noch können, nimmt man dort die Vorlagen von irgendwelchen Bauernfängern natürlich gerne an. Weil in der Politik Inhalte nur noch dafür da sind, Wähler zu ködern, um sich nach der Wahl so richtig schön selbst bereichern zu können, machen natürlich sämtliche Parteien ein vermeintliches Erfolgskonzept nach, wenn sie es sehen. Die Nazis gewinnen mit ihrer menschenverachtenden Scheiße Stimmen? Schnell noch mal einen drauflegen, denn es könnte ja sein, dass man dann auch ein paar Stimmen abkriegt. Werte sind nur was für Wahlkampfreden. Überall anders sind die nur hinderlich.
Politiker haben ihr Rückgrat nur noch, weil sie das brauchen, um die schweren Geldsäcke aus dem gigantischen Selbstbedienungsladen "Staat" heraustragen zu können.
Bevor ich noch brechen muss, breche ich diese Tirade jetzt an dieser Stelle ab.
Ich verstehe dich sehr gut, deine Aussagen sprechen mir ein bisschen aus der Seele, obwohl ich nur passives Parteimitglied bin.
Ich habe keine Antwort auf die Fragen, die sich dir und uns stellen. Ich wollte nur betonen, dass wir ähnlich ticken. Gerade so ein diffuses Gefühl der Einsamkeit ist ja fies.
Wo sind die Leute, die ähnlich denken wie wir? Ich fürchte, die sitzen Zuhause und schweigen. Und ich verstehe das, das mache ich auch. Der Diskurs ist so vergiftet. Ich trau mich schon lange nicht mehr, auf Reddit Finanzen über Steuern zu diskutieren. Von handfest rechtsradikalen Seiten wie Twitter gar nicht erst zu sprechen.
Änderung: Euh... vielleicht habe ich auch eine Pause von Deutschland nötig aber ich lasse das hier einfach stehen.
Die Leute wollen prinzipiell, daß dieses EU Dublin Verfahren funktioniert.
Kann es prinzipiell eben nicht. "Leute müssen das wo sie ankommen auch Asyl kriegen". Schöner Gedanke der Innenländer der EU "wir können nun rein bleiben, das Problem ist ja nicht mehr bei uns". Es ist aber komplett unmachbar denn die Grenzländer müssen nun alle Asylanten aufnehmen und wie es ganz zufällig kommt, sind es nicht die Länder die die meisten Mittel und Verwaltung haben. Natürlich wollen sie es nicht auf sich sitzen lassen und lassen die einfach durch.
Stelle dir vor Deutschland wäre ein Grenzland und die EU würde ihr sagen "tja, du hast die Asylantenkarte gezogen, kümmer dich darum". Glaubst du die würden das als "funktionierendes System betrachten"?
Mal ganz davon abgesehen dass das System kaputt ist, ist es nicht mal Ursachenbekämpfung sondern nur ein symptomatischer Ansatz. Asylanten suchen eben Asyl weil sie von etwas flüchten. Ganz oft sind wir der Grund warum sie flüchten. Wir verpesten die Umwelt, machen ihre Länder indirekt kaputt und dann wundern wir uns (mit ganz große Pikachugesichter) warum sie da nicht leben wollen.
Ja Günther, warum denn bloß??? Wer würde denn nicht gerne in Armut, Hitze, und vielleicht sogar im Kriegsgebiet leben? Warum wollen Menschen nicht nicht im Korruptions- und Ausbeutungsparadis leben? Kann doch nicht an dir liegen Jens, der Billigramsch und Markengüter neu kaufen muss weil es die Konjunktur es so will aber lauthals "antikaptalistisch" ist. Oder an Helga die die Partei wählt die nur "Deutschland den Deutschen" Parolen loslässt. Ne, kann nicht an Getrud liegen die wieder ein Hassnachricht auf Facebook geteilt hat. Schuld sind die Ausländer.
Äh, das beschreibt das Dublin Verfahren aber nicht richtig. Die Grenzländer sollen den Papierkram machen und kriegen auch Geld dafür. Der Punkt ist aber das jedes EU Land dann Leute aufnehmen soll und das funktioniert halt nicht.
Über ein Jahrzehnt bin ich nun politisch aktiv - ob in (linken) Gruppen, Vereinen, oder sogar mal irgendwo im Wahlkampf. Jeden Tag habe ich mich über tagesaktuelle Nachrichten informiert, aber auch mal grundlegende Literatur gelesen.
Mittlerweile kann ich es nicht mehr. Jede Talkshow macht mich nur noch wütend, resigniert; ja, erschöpft mich regelrecht. Politik ist nichts als verlogenes, opportunistisches Aufgeschrecke und Verdummung der Bevölkerung. Will hier nicht auf ein stumpfes "die da oben" hinaus, weil es schon an der Basis beginnt und die gewählten Herren und Damen an der Spitze wirklich auch nur die Spitze des Eisbergs sind, die das ganze Gezetere schließlich verkaufen müssen.
Der aktuelle negative Höhepunkt (also Tiefpunkt) ist die Debatte um die Migration, die zeigt wie unglaublich stupide und kurzsichtig Politik hier ist. Solingen passierte und einen Tag später übertrumpfen sich alle Parteien der Ampel bis Union und AfD in ihren rechten Forderungen. Und die Politik lässt sich von den Rechten treiben wie ein Tier in die Manege. Und plötzlich waren alle ja schon immer gegen "irreguläre" Migration (wo kommt dieses dumme Wort plötzlich eigentlich her?!) - gestern Abend wirft die SPD-Tante aus Bayern ein, dass die SPD (und Ampel) ja bereits sehr viel abschieben und die Union auch nicht mehr schaffen würde. Das erzählt man in so einem Nebensatz, der mittlerweile so leicht von den Lippen geht, dass es nicht mal mehr eine Lawine lostritt, oder uns kleine Schneeflöckchen noch groß kümmert. Wie weit haben wir das Overtonfenster mittlerweile nach rechts geschoben? Die "progressiven" Parteien haben längst verloren, weil sie gebetsmühlenartig das menschenfeindliche Geschwätz der Rechten übernommen haben und mittlerweile ja selbst das Patent darauf haben wollen. Wäre doch nur einmal jemand mit Rückgrat in der Politik, dem es nicht nur um das Verteidigen der eigenen Partei ging, der auch mal Fehler erkennen würde, der aus wirklicher Überzeugung handeln würde. Es wäre ein verdammter Lichtblick in diesem mandelbraunen Politikbrackwasser. Die glauben immer noch, sie könnten die "abgehängten" Wutbürger zurückholen, wenn sie der Faschistenpartei einen heimlichen Daumen nach oben geben, während sie nicht verstehen, dass sie ihnen bereits die Hofeinfahrt pflastern und ein Leuchtfeuer entzünden, dass den Rechten den Weg in die Parlamente weist.
Es hat keine zwei Tage gedauert, bis die Ampel unter mittlerweile nicht mal mehr Bauchschmerzen das neue Migrationspaket vorgestellt hat, weil sie aus Unsinnigkeit und völliger Verdrossenheit Angst vor rechten Vordringen verhindern wollte; hat damit aber die ganze Debatte entkapselt und in das Rampenlicht gerückt, wo es de facto überhaupt nicht hingehört.
Kurzum: ich brauche Abstand von Politik und seinen Lakaien.
Wenn du nur einen einfachen Zeilenumbruch machst, wird dieser ignoriert (ist wohl so ein Markdown-Ding). Um einen einfachen Zeilenumbruch zu erzwingen, kann man allerdings 2 Leerzeichen an das Ende der Zeile setzen.
Du hast die Illusion, daß Politik für den kleinen Arbeiter + Arbeiterin mit Familie nützen soll.
wenn du andere Länder als Vergleich nimmst, dann muß man (sorry, ich bin zu dem schluß gekommen)
also ich zog den schluss daß es starke lobbies gibt, die wirtschaft, Industrie, Handel und Pharmabuisness auf kosten des individuellen Bürgers fördern.
Alle Schlupflöcher um Geld zu sparen werden geschlossen, man muss immer mehr Abos abschließen, es kommen immer neue, teure technologien, die voll geil sind, aber nie geld sparen.
man kriegt erzählt, man sei zu arm wegen der steuern, dabei verdient man einfach zu wenig.
im internet findet man nur noch bla bla informationen und kriegt immer den maximal teuersten preis.
na ja und so weiter.
allein das mit der öffentlichen mobilität.... Deutschland ticket ist zu beliebt, oh oh, besser das kommt wieder weg, die leute kaufen zu wenig autos. besser bahn kaputt sparen.
Ich habe physisch Abstand zu Deutschland genommen. Ist echt zu empfehlen. Das hat auf jeden Fall eine Menge geholfen mich auch mental davon zu scheiden. Wählen tu ich noch (national) aber ich befasse mich viel weniger mit dem was passiert. Sollen die Deutschen die da Leben doch ihr 4es Reich wählen 🤷
Wo hat es dich denn hin verschlagen? Gibt sicher Länder wo es durch Reichtum und Abschottung noch etwas besser aussieht, aber der generelle Trend ist denke ich global.
West- und Südeuropa und auch Asien. Vor und Nachteile hat es natürlich aber großer Vorteil ist dass ich nicht national mit wählen darf. Lokal hat meine Stimme mehr Gewicht und wenn es national bergab geht kann ich wieder umziehen.
Die Erwartungen sind da schon niedriger und ich lerne über neue politische Systeme. Das macht es reizvoller.
Immer nur eine kleine Dosis pro Woche oder so. Läuft zwar nicht alles sahnig aber die Rechten haben es hier schwieriger irgendwas zustande zu bekommen.
Ich ziehe sowieso oft um (eben weil ich Deutschland nicht als Heimat empfinde) und stelle viel niedrigere Erwartungen an Länder die nicht zu den größten Wirtschaften der Welt gehören. Wählen kadarfnn ich öfters sowieso nicht also regt noch das auch weniger auf.
Mir geht es genauso. Ich krieg mittlerweile kleine Panik-Attacken beim Lemmy und Mastodon scrollen und werde da dieses Wochenende zumindest mal eine Pause einlegen. Die Zeitungen, Talk- und Newssendungen ertrage ich schon eine Weile nicht mehr.
Ich habe das Gefühl wir werden von Karrieregeilheit und Angst regiert. Aber was wir brauchen ist Ehrlichkeit und Menschlichkeit.
Auf der einen Seite kann ich einfach nicht mehr, auf der anderen hab ich das Gefühl, dass ich auch nicht nichts machen kann. Darum schreibe ich an einem Brief den ich diversen Politikern dann handgeschrieben zukommen lassen möchte. Das scheint mir der effektivste Weg da noch irgendwen zu erreichen.
Noch ein Nachtrag: Jung & Naiv hilft mir immer wieder, mit dem Schmerz und der Enttäuschung umzugehen. Weil dort oft Menschen sitzen, die ähnliches fühlen, teilweise gut vernetzt in guten Positionen und trotzdem ratlos sind. Ich könnte viele Beispiele nennen und entscheide mich für ihn hier. Das ganze Gespräch ist super, die zweite Hälfte über die aktuelle Politik in Deutschland und warum es so unbefriedigend läuft.