Diverse Facebook-Gruppen haben bestimmt auch schon wieder schlüssige Erklärungen dafür, warum es ein Beispiel für die Meinungsdiktatur der Grünen ist, wenn ein privatwirtschaftliches Unternehmen freiwillig und in Abstimmung mit den Erben des Autors einen aktualisierten Text veröffentlicht.
Sobald man erstmal alles als den ewigen Juddie globale Finanzelite erkannt hat, braucht man sich beim herstellen von Zusammenhängen auch nicht mehr der höheren kognitiven Funktionen bedienen
Die üblichen Orks werden jetzt wieder aus Mordor in die Kommentarspalten kommen, aber ich finde das gut. Michael Ende hat die Begriffe ja nicht aus schlimmem Rassismus verwendet und seine Werke sind jetzt nicht so durchgreifend rassistisch geprägt wie die anderer Autoren, von daher macht es Sinn, dass man sie durch ein paar Änderungen modernisiert. Bei anderen Kinderbuchautoren sieht das viel schlimmer aus, weil deren Werte, Moral, einfach alles völlig überholt ist. Einen Karl May kannst du heute keinem Kind mehr vorsetzen
Einen Karl May kannst du heute keinem Kind mehr vorsetzen
Im Gegenteil: Karl May war nicht nur zu seiner Zeit extrem progressiv, vieles ist es selbst heute noch:
Wenn es richtig ist, daß alles, was lebt, zum Leben berechtigt ist, und dies sich ebenso auf die Gesamtheit wie auf das Einzelwesen bezieht, so besitzt der Rote das Recht zu existieren, nicht weniger als der Weiße und darf wohl Anspruch erheben auf die Befugnis, sich in sozialer, in staatlicher Beziehung nach seiner Individualität zu entwickeln. Da behauptet man nun freilich, der Indianer besitze nicht die notwendigen staatenbildenden Eigenschaften. Ist das wahr? Ich sage: nein!
[Old Shatterhand:] »Nigger? Neger wollt Ihr wohl sagen, Mr. Cutter!«
»Nigger sage ich. Habe das Wort all mein Lebtage nicht anders ausgesprochen.«
»Das thut mir leid! Es scheint, Ihr rechnet die Neger nicht mit zu den Menschen.«
»In der Naturgeschichte werden sie freilich mit unter den Menschensorten aufgezählt; wissenschaftlich sind sie also welche, aber, My god, was für welche!«
»Jedenfalls ebenso gute wie alle anders gefärbten!«
»Pshaw! Ein Nigger ist ein so niedriges Geschöpf, daß es sich eigentlich gar nicht lohnt, von ihm zu sprechen!«
[…]
»Dann thut Ihr mir leid, herzlich leid, denn mit dieser Behauptung beweist Ihr, daß Ihr noch weit unter dem Nigger steht!«
[…]
»Dann thut Ihr mir ebenso leid wie ich Euch! Ein farbiger Mensch ist nie ein richtiger Mensch, sonst hätte ihn Gott nicht farbig gezeichnet!«
»Mit ebenso großem Rechte könnte ein Neger sagen: Ein Weißer ist kein richtiger Mensch, sonst hätte ihn Gott nicht ohne Farbe geschaffen. Ich bin etwas weiter in der Welt herumgekommen als Ihr und habe unter den schwarzen, braunen, roten und gelben Völkern wenigstens ebenso viel gute Menschen gefunden wie bei den weißen, wenigstens, sage ich, wenigstens! Versteht Ihr mich, Mr. Cutter?«
»Was ihr gefunden habt, ist mir egal. Ich habe noch nicht einen einzigen Nigger kennen gelernt, neben dem ich mich hätte niedersetzen mögen.«
»Weil Ihr jeden Schwarzen gleich im ersten Augenblicke so behandelt habt, daß er Euch unmöglich freundlich gesinnt sein konnte. Eure Erfahrung ist also gar kein Beweis für das, was Ihr behauptet. Und was diesen Bob betrifft, so ist er ein so braver Kerl, daß ich, wenn Ihr Euch miteinander in Not befändet, sehr wahrscheinlich ihm eher beispringen würde als Euch!«
»Thunder-storm, ist das ein Kompliment! Ihr könnt außerordentlich höflich sein, Mr. Shatterhand, außerordentlich höflich; th'is clear!«
»Ich beabsichtige, aufrichtig, aber nicht höflich zu sein. Ich bin nicht höflich gegen Leute, welche ihre Nebenmenschen verachten. Wenn man Euch einmal in die Erde scharrt, wird aus Eurem weißhäutigen Leibe grad und genau so ein stinkiger Kadaver wie aus einer Negerleiche. Das werdet Ihr wohl zugeben, und nun habt die Güte und zählt mir einmal Eure sonstigen Vorzüge auf! Es sind alle, alle Menschen Gottes Geschöpfe und Gottes Kinder, und wenn Ihr Euch einbildet, daß er Euch aus einem ganz besonders kostbaren Stoffe geschaffen habe und daß Ihr sein ganz besonderer Liebling seiet, so befindet Ihr Euch in einem Irrtum, den man eigentlich gar nicht begreifen kann. Ich habe mich gefreut, Euch kennen zu lernen; soll es mit dieser Freude nun zu Ende sein?«
— Old Surehand 1, der Text ist ≈130 Jahre alt, insofern muss man ihm wirklich nachsehen, dass der Begriff den er damals (offensichtlich wertneutral!) für schwarze benutzt hat, heutzutage anders bewertet wird.
Der Geheimbund [Ku-Klux-Klan], welcher infolge der Rekonstruktionsmaßregeln, welche die Regierung dem besiegten Süden gegenüber zu treffen gezwungen war, entstand, rekrutierte sich aus Leuten, welche Anhänger der Sklaverei, aber Feinde der Union und der republikanischen Partei waren. Die Mitglieder wurden durch schwere Eide zum Gehorsam gegen die heimlichen Satzungen und durch Androhung der Todesstrafe zur Geheimhaltung ihrer Organisation verbunden. Sie scheuten vor keiner Gewalttat, auch nicht vor Brand und Mord zurück, hatten regelmäßige Zusammenkünfte und erschienen bei Ausübung ihrer ungesetzlichen Taten stets zu Pferde und in tiefer Vermummung. Sie schossen Pfarrherren von den Kanzeln und Richter von ihren Plätzen, überfielen brave Familienväter, um sie mit bis auf die Knochen zerfleischten Rücken inmitten ihrer Familien liegen zu lassen. Alle Raufbolde und Mordbrenner zusammengenommen waren nicht so zu fürchten, wie dieser Ku-Klux-Klan, welcher es so entsetzlich trieb, daß zum Beispiel der Gouverneur von Südkarolina den Präsidenten Grant ersuchte, ihm militärische Hilfe zu senden, da dem Geheimbunde, welcher bereits die bedenklichsten Dimensionen angenommen hatte, nicht anders beizukommen sei. Grant legte die Angelegenheit dem Kongresse vor, und dieser erließ ein Anti-Ku-Klux-Gesetz, welches dem Präsidenten diktatorische Gewalt verlieh, die Bande zu vernichten. Daß man gezwungen war, nach einem so drakonischen Ausnahmegesetz zu greifen, ist ein sicherer Beweis, welche außerordentliche Gefahr sowohl für den Einzelnen, wie für die ganze Nation in dem Treiben der Kukluxer lag. Der Klan wurde nachgerade zu einem infernalischen Abgrunde, in welchem sich alle umstürzlerisch gesinnten Geister zusammenfanden. Einer der geistlichen Herren, welcher von der Kanzel geschossen wurde, hatte nach der Predigt für das Seelenheil einer Familie gebetet, deren Glieder bei hellem Tage von den Kukluxern ermordet worden waren. In seinem frommen Eifer und auch ganz der Wahrheit gemäß bezeichnete er das Treiben des Klans als einen Kampf der Kinder des Teufels gegen die Kinder Gottes. Da erschien auf der gegenüberliegenden Empore eine vermummte Gestalt und jagte ihm eine Kugel durch den Kopf. Ehe die erschrockene Gemeinde sich von ihrem Entsetzen zu erholen vermochte, war dieser Teufel verschwunden.
»[…] Und verzeihen? Mein Bruder spricht wie ein Christ, welcher stets nur das von uns fordert, dessen gerades Gegenteil er tut! Verzeihen die Christen uns? Haben sie uns überhaupt etwas zu verzeihen? Sie sind zu uns gekommen und haben uns die Erde genommen. Wenn bei euch einer einen Grenzstein weitersetzt, oder ein Tier des Waldes tötet, so steckt man ihn in das finstere Gebäude, welches ihr Zuchthaus nennt. Was aber tut ihr selbst? Wo sind unsere Prairien und Savannen? Wo sind die Herden der Pferde, Büffel und anderer Tiere, welche uns gehörten? Ihr seid in großen Scharen zu uns gekommen, und jeder Knabe brachte ein Gewehr mit, um uns das Fleisch zu rauben, dessen wir zum Leben bedurften. Ein Land nach dem andern entriß man uns, ohne alles Recht. Und wenn der rote Mann sein Eigentum verteidigte, so wurde er ein Mörder genannt, und man erschoß ihn und die Seinigen. Du willst, ich soll meinen Feinden verzeihen, denen wir nichts zuleide getan haben! Warum verzeiht denn ihr es uns nicht, ihr, die ihr uns alles zuleide tut, ohne daß wir euch Veranlassung dazu gegeben haben? Wenn wir uns wehren, so tun wir unsere Pflicht; dafür aber bestraft ihr uns mit dem Untergange. Was würdet ihr sagen, wenn wir zu euch kämen, um euch unsere Art und Weise aufzuzwingen? Wollten wir es erzwingen, so wie ihr es bei uns erzwungen habt, so würdet ihr uns bis auf den letzten Mann töten oder uns gar in eure Irrenhäuser stecken. Warum sollen wir nicht ebenso handeln dürfen? Aber dann heißt es in aller Welt, der rote Mann sei ein Wilder, mit dem man weder Gnade noch Barmherzigkeit haben dürfe; er werde nie Bildung annehmen und müsse deshalb verschwinden. Habt ihr durch euer Verhalten bewiesen, daß ihr Bildung besitzet? Ihr zwingt uns, eure Religion anzunehmen. Zeigt sie uns doch! Die roten Männer verehren den großen Geist in einer und derselben Weise. jeder von euch aber will in anderer Weise selig werden. Ich kenne einen Glauben der Christen, welcher gut war. Diesen lehrten die frommen Patres, welche in unser Land kamen, ohne uns töten und verdrängen zu wollen. Sie bauten Missionen bei uns und unterrichteten unsere Eltern und Kinder. Sie wandelten in Freundlichkeit umher und lehrten uns alles, was gut und nützlich für uns war. Das ist nun viel anders geworden. Die frommen Männer haben mit uns weichen müssen, und wir mußten sie sterben sehen, ohne Ersatz für sie zu erhalten. Dafür kommen jetzt Andersgläubige von hundert Sorten. Sie schmettern uns die Ohren voller Worte, die wir nicht verstehen. Sie nennen sich gegenseitig Lügner und behaupten doch, daß wir ohne sie nicht in die ewigen Jagdgründe gelangen können. Und wenn wir, von ihrem Gezänk ermüdet, uns von ihnen wenden, so schreien sie Ach und Wehe über uns und sagen, sie wollen den Staub von ihren Füßen schütteln und ihre Hände in Unschuld waschen. Dann währt es nicht lange, so rufen sie die Bleichgesichter herbei, welche sich bei uns eindrängen und unsern Pferden die Weide nehmen. Sagen wir dann, daß dies nicht geschehen dürfe, so kommt ein Befehl, daß wir abermals weiter zu ziehen haben. Das ist meine Antwort, welche ich dir zu geben habe. Sie wird dir nicht gefallen; aber du an meiner Stelle würdest noch ganz anders sprechen. Howgh!«
Stell dir die Welt vor in der wir leben würden wenn die Leute weniger ihr Ego auf korrekte Worte wichsen würden und mehr auf die Intention dahinter und den tatsächlichen Umgang mit allen Mitmenschen.
Vom Inhalt her stimmt das, aber die Worte sind eben nicht bedeutungsgleich. Stell dir vor, ein Kind liest das und erzählt dann in der Schule über "Neger". Da würde man als Elternteil wohl schon einen besorgten Anruf bekommen.
"Nicht komplett durchgreifend rassistisch" ist schon das Positivste, was vorstellbar ist. Alles von früher ist sonst ja noch viel schlimmer und moralisch verkommen. Und wer möglicherweise widersprechen will, wird direkt vorsorglich als "Ork" entmenschlicht.
Gott, bin ich froh, dass ich nicht deiner kranken, hasserfüllten Gedankenwelt leben muss.
Wie ist das eigentlich, wenn man nicht mal simple positive Veränderungen kommnetieren kann, ohne gegen die Welt und seine Mitmenschen wüten zu müssen?
In dies Falle war es sogar der dorfnazi, der nunmal dorfnazisprache verwendet hatte.
Ich finde es schwierig aber der Verlag und Herrn Endes Erben werden sich das schon überlegt haben
Auf die Diskussion freue ich mich auch schon:
"Früher hat es niemanden gestört und heute darf man gar nichts mehr sagen!"
Ja Mama, früher wurden die Eltern auch gesiezt, Frauen durften nicht arbeiten aber in der Ehe vergewaltigt werden und Kinder schlagen war auch in Ordnung. Aber ja, früher war natürlich alles besser
Vielen Dank für diesen Kommentar. Mein Vater hat soeben von den Änderungen erfahren und ich konnte die sich anbahnende Diskussion im Keim ersticken, indem ich deinen Kommentar vorgelesen habe :) (ich hab's aber beim ersten Absatz belassen)
Ich bin da tatsächlich zwiegespalten: Einerseits lebt Sprache natürlich und entwickelt sich (wer sagt z.B. heute noch, dass er seine Schuhe wixt?), andererseits finde ich solche Eingriffe in an und für sich historische Literatur... fragwürdig.
Aber was solls, ist deren Produkt, deren Entscheidung was sie damit machen, genügend alte Ausgaben gibt es ja noch für interessierte.
Problem hier, es ist in diesem Fall kein historischer Text, der in einem Geschichtsbuch steht und erst im historischen Kontext gesetzt werden muss um ihn dann zu interpretieren, es handelt sich um ein Kinderbuch.
Zudem, in einer der originalen Dornröschen Erzählungen wird sie nicht wachgeküsst, sondern vergewaltigt. Das haben die Gebrüder Grimm nicht so aufgeschrieben.
Märchen ändern sich, die alten Fassungen sind gewiss historisch relevant aber sollten im Geschichtsunterricht oder in Deutsch behandelt werden, nicht als Gutenachtgeschichte
So und nicht anders. In der Funktion als Kinderbuch ist es irrelevant den alten Begriff zu behalten. Vielmehr ist es von gesellschaftlichem Interesse, unsere Kinder anhand eines aktuellen und damit reiferen Weltbildes zu erziehen. In diesem Sinne sind nachträgliche Änderungen sogar notwendig.
Die Aufarbeitung solcher Änderungen kann und ggf sollte mit Kindern / Jugendlichen dann im geeigneten Rahmen stattfinden.
Im Grunde ist es mir ja egal, wie geschrieben: Ist deren Produkt, können die mit machen was sie wollen.
Es fühlt sich halt für mich (aus irgend einem Grund den ich nicht mal benennen kann) falsch an. Aber ich bin halt auch ü40, da darf man denke ich schon mal das boomern anfangen.
Zudem, in einer der originalen Dornröschen Erzählungen wird sie nicht wachgeküsst, sondern vergewaltigt. Das haben die Gebrüder Grimm nicht so aufgeschrieben.
HIL dass Dornmöschen aus der erotischen Zeichentrickparade näher am Original ist als die Version der Gebrüder Grimm
Die alten Ausgaben werden ja nicht verboten. Und gleichzeitig hat man jetzt zukünftige Ausgaben, die man seinen Kindern bedenkenlos vorsetzen kann. :) In der Oberstufe oder im Literaturstudium können die sich dann natürlich die Originale vornehmen und in den gesellschaftlichen Kontext der Zeit ein- oder ausordnen.
Edit: Ah, sehe jetzt, dass hstde so ziemlich das gleiche geschrieben, ignoriert mich einfach. :D
"Interessierte"? Wer unbedingt daran "interessiert" ist, das N-Wort zu lesen und rassistische Zeichnungen anzugucken bei dem ist ordentlich was schiefgelaufen
Warum gleich so aggressiv? Es gibt genügend legitime Gründe ein Buch oder einen Film in einer älteren Ausgabe lesen oder sehen zu wollen.
Alleine sich in die Sprache einer vergangenen Zeit hineinzuversetzen ist schon sehr faszinierend: Ich habe hier z.B. einen Nachdruck der deutschen Erstausgabe von "20000 Meilen unter dem Meer" im Bücherregal stehen und das dort verwendete Deutsch und der allgemeine Stil ist... sehr anders.
Nennt mich ignorant, aber ich sehe nicht wo hier irgendein Problem gelöst wird. Thienemann verwässert den historischen Kontext des Werkes in dem es ein Wort mit ziemlich neutraler Sprachwurzel streicht (hier würden Bildung und Aufklärung vielleicht helfen) und den Artstyle ein Bisschen abändert, der ebenfalls historischen Hintergrund hat, allerdings in keinem (gewollten) abwertenden Zusammenhang steht.
Ich fände es sehr interessant zu wissen wie sich die Meinungen in der betroffenen Community verteilen, denn für mich macht es den Eindruck als würde der gemeine Alman mal wieder den weißen Ritter spielen (no pun intended).
Wenn man es seinen Kindern vorliest geht es aber eben nicht um den historischen Kontext, sondern um eine schöne Geschichte. Vorher gab's nur eine Version, jetzt hat man aber zwei Möglichkeiten und kann sich entscheiden.
Die Sprachwurzel fast jedes Schimpfwortes ist neutral, das ändert aber nichts daran wie diese Worte heute von den Betroffenen verstanden bzw. von Böswilligen eingesetzt werden.
Ich habe mal mit Schwarzen Menschen in den Niederlanden über die Zwaarte Piet Tradition gesprochen (also Blackfacing zu Nikolaus). Bis auf eine Ausnahme fanden es alle sehr problematisch und finden die Überzeichnung verletzend.
Thienemann verwässert den historischen Kontext des Werkes in dem es ein Wort mit ziemlich neutraler Sprachwurzel streicht (hier würden Bildung und Aufklärung vielleicht helfen) und den Artstyle ein Bisschen abändert, der ebenfalls historischen Hintergrund hat, allerdings in keinem (gewollten) abwertenden Zusammenhang steht.
Was wird da verwässert? Die alte Version ist ja weiterhin erhältlich und die Änderungen werden transparent und öffentlich bekanntgegeben. Das ist etwas was für Historiker klar ersichtlich und erklärbar ist.
Ich finde einfach man sollte auch bei Neuauflagen Literatur sprachlich nicht aus dem historischen Kontext reißen. Ich verstehe, dass das in aller erster Linie gedacht ist, um es Kindern vorlesen zu können und sie möglichst nicht negativ zu beeinflussen. Ich bin da trotzdem zwiegespalten, auch wenn ich sehe, dass dieses Buch nur eine Alternative darstellt.
Natürlich bin ich auch dafür von diesem Wort im gegenwärtigen Sprachgebrauch abzusehen, da es ganz offensichtlich eine große Gruppe an Betroffenen sehr verletzt. Das steht außer Frage.
Das wird lustig wenn die Konservativen irgendwann wieder die sozialen Normen vorgeben und dann wieder alles zurück ändern müssen. Praktisch bei digitalen Medien, in Zukunft können dann Werke einfach in Echtzeit den moralischen Wünschen der Gegenwart angepasst werden.
weil es nur in einer Szene vorkommt, die wiederum vor allem dazu dient, die Figur des Herrn Ärmel als Besserwisser darzustellen.
Der Rassist ist also nun kein Rassist mehr. Sicher, dass das die Aussage ist, die man tätigen will?
Ich finde die anderen Änderungen aber ehrlich gesagt erheblich krasser und viel bedenklicher:
Aus dem „Indianerjungen“ wird in der Neuausgabe jetzt einfach der „Junge“,
Kann ja nicht angehen, dass man eine multikulturelle Geschichte hat. Und während man den Begriff “Indian” im English kritisch sehen darf, habe ich noch keine Überzeugende Darlegung gesehen, warum das selbe für den (dank Karl May in Deutschland ganz überwiegend positiv konnotierten) deutschen Begriff „Indianer“ gelten sollte.
aus Jims „schwarzer Backe“ lediglich „Jims Backe“,
Warum? Damit die Leser leichter verdrängen können, dass er nicht weis ist?
aus dem „Eskimokind“ das „Inuitkind“,
Grrrr…
Die Inuit sind eines von vielen Eskimo-Völkern. Wenn du die fragst wie sie bezeichnet werden wollen und ihnen nebenbei eine (mittlerweile widerlegte!) Behauptung gibst, dass Eskimo eine abwertende Bedeutung hat, werden die dir natürlich die Selbstbezeichung ihres eigenen Volkes als besseren Begriff nahelegen. Nur dass der halt viel exklusiver ist. Inuit zu sagen, wenn du Eskimos meinst, ist wie Deutscher zu sagen, wenn du Europäer meinst. Die Yupik/Franzosen werden sich da tendentiell etwas übergangen sehen.
„Mandelaugen“ gibt es keine mehr, auch keine „gelben Köpfe“,
Fehlt mir der Kontext, ich sehe aber nicht warum das schlecht sein soll.
und das Waschen findet Jim jetzt einfach nur noch „überflüssig“. In der alten Ausgabe lautet letztere Passage so: „Das Waschen fand er besonders überflüssig, weil er ja sowieso schwarzb war und man gar nicht sehen konnte, ob sein Hals sauber war oder nicht.“
Ich sehe warum sie das entfernt haben, bin aber kein Fan. Der alte Text hatte hier durchaus Persönlichkeit, die jetzt klinisiert wurde…
Unter anderem bemüht man sich an manchen Stellen um eine geschlechtsneutrale Ansprache
Warum?
und verzichtet auf Geschlechterstereotypen oder einen Begriff wie „reinrassig“.
Okay, das lasse ich mir hier noch am ehesten eingehen.
Dasselbe gilt für die Gleichsetzung von schwarzer und schmutziger Haut, die Michael Ende als eines der Stilmittel einsetzt, um die enge Verbindung zwischen Jim Knopf und dem Lokomotivführer Lukas besonders zu betonen.“
Ist es eine Gleichsetzung oder einfach nur eine rein äußerliche Ähnlichkeit, die die beiden näher kommen lässt? Das ist ein erheblicher Unterschied!
Trotzdem hat man sich bei Thienemann überdies entschlossen, die Zeichnung von Jim Knopf in den überarbeiteten kolorierten Neuausgaben in Absprache mit dem Erben des Illustrators Franz Josef Tripp ebenfalls anzupassen, unter anderem hat er nun keine Pfeife mehr im Mund.
Fair, minderjähriges Rauchen ist wirklich etwas, dass man nicht fördern muss.
„Es sind die dicken rosafarbenen Lippen und die schwarze Haut, die ohne Begrenzung in die schwarzen Haare übergeht, die in der heutigen Betrachtung und vor dem Hintergrund der Rassismuserfahrungen Schwarzer Menschen irritieren können.“
Anders formuliert: Jim’s Hintergrund ist näher nach Europa gerückt. Nordafrikanisches braun und eine europäische Gesichtsform macht es für die Menschen hier leichter sich in ihn hineinzuversetzen, als wenn er aus Subsahara-Afrika käme und wie die Menschen von dort aussähe. Ist dass, was das erreichen soll?
Optische Stereotypen existieren oft, weil etwas an ihnen dran ist und statt so zu tun als wäre das nicht der Fall, sollte man besser akzeptieren das Menschen mit verschiedenen Hintergründen verschieden aussehen und dass auch so okay ist.
Über die Farbe kann man reden, aber die Lippen entsprachen eindeutig einer rassistischen Karikatur, wie sie z.B. auch beim blackface reproduziert wurde. Ist also m.M.n. eine deutliche Verbesserung. Die Darstellung entspricht auch einer relativ guten Synthese der anderen Inkarnationen, wie der Augsburger Puppenkiste, die von den selben Problemen geplagt ist, und der Zeichentrickserie