Burkhardt sei doch aus der SA wegen politischer Unzuverlässigkeit entlassen worden und auch sonst als Nazigegner bekannt gewesen, argumentieren die Befürworter der Burkhardt-Straße, darunter Horndasch, gern. Doch tatsächlich zeigt ein näherer Blick auf die entsprechenden Spruchkammerakten, dass es fast nur eine Quelle gibt, die Burkhardt entlastet und ihn als Nazigegner beschreibt: Burkhardt selbst.
Ernsthaft? Ist das wirklich deren Ernst? Eine drei Jahre alte Straße, die aus versehen nach einem Nazischläger benannt wurde (I wonder how that happened) soll nicht umbenannt werden, weil das Nazischwein ganz ganz dolle versprochen hat, dass es kein Nazischwein ist und *ließt weiter* die Straßenschilder schon jeweils 40€ gekostet haben.
Jetzt wissen wir, was in nötig ist, damit in Deutschland wieder Nazis geehrt werden können: ca. 80-160€.
Zur Erinnerungskultur gehört nicht nur, dass man weiß was für unmenschliche Dinge im KZ passiert sind, sondern auch wie es dazu kommen konnte. Man kann nicht einfach die Täter aus der Geschichte ignorieren.
Mittlerweile hat jedoch der Erlanger Student Gregory Bey eine Bachelor-Arbeit zu dem Fall vorgelegt. Der Schluss, zu dem er kommt, ist eindeutig: Es lässt sich kaum etwas finden, was dafür spräche, dass die Person Burkhardt besonders zu würdigen sei, aber vieles, was gegen eine solche Ehrung spreche.
Mal abgesehen davon, dass Bachelorarbeiten qualitativ mal so mal so sind: Dem Zitat stimme ich zu. Einen Straßennamen würde ich aber kaum als Würdigung bezeichnen.
Ich finde, da gehört eine Infotafel zur Geschichte des Nationalsozialismus in dem Ort dazu hingestellt, wo schon aufgeklärt wird was passiert ist und wie es sich damals so ergeben konnte. Dann kann, und gewissermaßen soll, man auch gerne Straßen nach Nationalsozialisten benennen.
Einen Straßennamen würde ich aber kaum als Würdigung bezeichnen.
Als was würdest du das dann bezeichnen? Angenommen eine Stadt beschließt eine Straße nach dir zu benennen, das würdest du nicht als Würdigung bezeichnen? Ich glaub dir ja fast, dass du das nicht als Würdigung siehst. Ich fürchte nur, dass die meisten das anders sehen. Schau dir mal an nach wem Straßen in Deutschland (und anderen Ländern) benannt sind.
Ich finde, da gehört eine Infotafel zur Geschichte des Nationalsozialismus in dem Ort dazu hingestellt, wo schon aufgeklärt wird was passiert ist und wie es sich damals so ergeben konnte. Dann kann, und gewissermaßen soll, man auch gerne Straßen nach Nationalsozialisten benennen.
Verstehe ich das richtig, dass du für die Erinnerungskultur in Deutschland Straßen nach Nazis benennen und dann darunter Infotafeln aufstellen würdest? Mal abgesehen davon, dass wir uns vielleicht lieber an die Opfer als an die Täter erinnern sollten, meinst du nicht, dass das zumindest international und auf Karten nicht so gut wirkt? Und wo würdest du die Tafel denn hinstellen? So eine Straße ist ja meistens auch ein bisschen länger. Stell dir vor wir würden das wirklich machen und noch einen Schritt weiter gehen, zur Erinnerungskultur in Berlin eine Adolf-Hitler-Allee einführen. Denn wenn dann müssen wir uns doch an den Typen erinnern! Kriegt auch irgendwo eine Tafel die erklärt, dass das nicht als Würdigung gemeint ist, eher so als Ächtung und für die Erinnerung. Fühlt sich das wirklich für dich nicht unsinnig an? Stell dir vor jemand fragt dich wo du wohnst und du musst antworten: Adolf-Hitler-Allee 88...
Ich glaub nicht, dass du das ganze hier so richtig durchdacht hast.
Ja, ich sehe das tatsächlich nicht als Würdigung. Es ist gewissermaßen schon eine Auszeichnung, dass die Person in dem Ort großen Einfluss hatte, aber ob positiv oder negativ ist mMn offen. Aber ich sehe ein, dass ich damit so ziemlich alleine da stehe. Würde so einige Kommentare und Reaktionen erklären, wenn andere Leute einen Straßennamen strikt als Ehrung einer Person sehen.
Jetz lass aber auch mal die Kirche im Dorf, "Wilhelm Burkhardt" wird international und auf Karten keine große Aufruhr verursachen.
Ich plädiere nicht dafür, dass aktiv Straßen nach irgend welchen Nazi Helden benannt werden. Ich plädiere dafür, dass auch die kleinen Taten aufgedeckt und aufgeklärt werden. "Ich hätte ganz bestimmt was gegen Hitler gemacht" - ja, aber wer hätte was gegen den Bürgermeister gemacht, der doch nur™ für ein friedliches™ Miteinander sorgen wollte, in dem er die Juden aus dem Dorf getrieben hat? Und wer weiß überhaupt was damals lokal passiert ist und wie so etwas auf der kleinen Ebene Zustande kommen konnte?
Neue Straßen sind in der Regel kurz (an der Straße, um die es hier geht, werden nie mehr als 20 Häuser stehen, weil die Straße halt einfach klein ist). Insbesondere im Wohngebiet kann man da leicht an beiden Enden eine Gedenktafel für die Opfer und eine Infotafel aufstellen und so ziemlich jede Person erreichen, die diese Straße jemals benutzen wird.
Klar, und lass doch direkt ein paar Hakenkreuzbanner daneben aufstellen, damit die Einordnung auch so richtig geschichtlich korrekt ist. Wir könnten ja auch wieder die umbenannten Adolf-Hitler-Straßen zurückholen; jeder weiß doch, wie böse Hitler war und kann das entsprechend einordnen, daher passt das schon.
Witzigerweise habe ich letztens genau die passende Quelle gefunden, um zu belegen, dass Straßennamen sehr wohl Würdigungen sind. Und zwar direkt von den Nazis selbst, die in ihren Ausführungen zur Straßenbenennung ganz klar sagen, dass Straßen gefälligst nur nach besonders verdienten Leuten benannt werden dürfen.
Nazistraßen mit Infotafel finde ich super. "Hier liegt Massenmörder Sowieso, feiger Steigbügelhalter des Nationalsozialismus, deren Denunzianten für viele politisch motivierte Morde unser Mitdeutschen verantwortlich waren." Um es durch Überspitzung zu verdeutlichen, was gemeint ist. Mal sehen wie das Nazipack das zum feiern runtergewürgt bekommt.
Schade daß solche Ideen nie im größeren Rahmen debattiert werden können in heutigen sozialen Medien.