Kurz vor seinem Besuch in China hatte Bundeskanzler Scholz einen TikTok-Kanal eröffnet, um jüngere Menschen zu erreichen. Ein Fehler, kritisiert die Antidiskriminierungsbeauftragte Ataman im Interview mit dem Bericht aus Berlin.
Begleitet von einer hochkarätig besetzten Wirtschaftsdelegation ist der Bundeskanzler am frühen Morgen zu einem dreitägigen Besuch in China eingetroffen. Kurz vor seinen Gesprächen mit der chinesischen Führung hatte Olaf Scholz diese Woche öffentlichkeitswirksam einen eigenen Auftritt auf der umstrittenen chinesischen Plattform TikTok eröffnet.
Ein Fehler, kritisiert die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung Ferda Ataman. Sie halte es für "die falsche Strategie", und einen Fehler des Kanzlers, bei TikTok einen Kanal zu eröffnen, so Ataman im Interview mit der ARD-Sendung Bericht aus Berlin. "Solange die Plattform TikTok und andere Plattformen sich nicht an die Regeln halten und junge Menschen vor Diskriminierung, Hassrede schützen und Desinformation nicht zurücknehmen oder bekämpfen, ist das keine Plattform für den Staat."
Ich bezweifle, dass die Präsenz von Olaf Scholz auf TikTok zu einer maßgeblichen Aufwertujg der Plattform führt. Dementsprechend bin ich der Meinung, dass die Vorteile von demokratischen Inhalten auf TikTok die Nachteile überwiegen.
Die AfD und andere populistische Gruppen haben eine vielfach größere Reichweite als demokratische Parteien. Es gibt auch eine substantielle Anzahl an Personen, die nur über TikTok/Instagram von Nachrichten erreicht werden. Deshalb ist es wichtig, dass z.B. die Tagesschau in den sozialen Medien präsent ist.
Wäre doch cool, wenn die Regierung zumindest offiziell den proprietären sozialen Medien tschüss sagen und stattdessen mehr auf Mastodon machen würde, das würde gleichzeitig den Anschein erzeugen, dass man dem Gelaber von wegen "Social Media Made in Germany" auch Taten folgen lässt.
Die Grünen haben das auf einer internen Veranstaltung gut zusammengefasst: Niemand in der Regierung will auf TikTok sein, alle wissen dass das eine chinesische Propagandaplattform ist. Aber man kann die Plattform deshalb nicht einfach der AfD überlassen
"Ich finde es grundsätzlich begrüßenswert, dass sich sowohl die Bundesregierung als auch Parteien gerade überlegen, wie sie niedrigschwellig kommunizieren, wie sie junge Menschen erreichen", so Ataman. "Ich glaube nur, dass lustige Videos in sozialen Medien nicht der richtige Weg sind. Aus meiner Sicht müssen es die Inhalte sein, die junge Menschen ansprechen. Das heißt, man muss Politik machen, die junge Menschen anspricht, über ein Wahlrecht ab 16 nachdenken, sie einbinden und teilhaben lassen an der Politik."
Die Strategie der Bundesregierung und Bundespolitik erinnert mich ein bisschen an diese Fernsehwerbung für eine Bank mit "wir machen das mit den bunten Fähnchen."
Nachdem die Union zusammen mit der SPD und zeitweise FDP über 16 Jahre die Belange junger Menschen völlig vernachlässigt hat, legt jetzt die Ampel konsequent nach, damit junge Menschen in Deutschland auch definitiv weder Interesse an Politik haben, noch an die Demokratie glauben.
Darüber in ARD Magazinen zu diskutieren, die sich kaum jemand unter dem Renteneintrittsalter anschaut, ist natürlich auch super intelligent gemacht.
Wenn Hebestreit recht hatte, mit der Aussage, dass knapp 20 Millionen Deutsche TikTok nutzen, dann wird es schwierig sie wieder mit überzeugenden Angeboten in den etablierten Medien zurückzuholen. Angesichts des Unwillens, sich weiterzuentwickeln ist es in Deutschland auf absehbare Zeit unmöglich.
Man kann jetzt natürlich die Frage stellen, ob das steigende Durchschnittsalter allein Aussagefähig ist, allerdings sehen wir dass das Zuschaueralter auch deutlich über dem Bevölkerungsdurchschnitt liegt und dazu kommen eben die Debatten um die Struktur, die Intendantenskandale, die schlechte Qualität von FUNK als Angebot für junge Leute...
Ich weiß nicht. Tiktok mag eine problematische Plattform sein. Aber einerseits gilt das so für alle großen Plattformen und andererseits schert das die AFD null. Die Dämonisierung von Tiktok ist in erster Linie ein US-amerikanischer Kampf um Vorherrschaft im Internet.