Ein Video bei einer Klima-Blockade in München erregt Aufsehen. Zu sehen ist ein Mann, der nach einem Disput mit einem der Aktivisten ausholt und den am Boden Sitzenden ohrfeigt. Auch der Polizei bleibt die Filmsequenz nicht verborgen.
Das hat er davon sich dafür einzusetzen die Erde zu retten.
Aber: In meinen Augen zeigt das, dass die Proteste Menschen erreichen. Leider kommen die meisten Menschen nicht über "Phase Eins: Verleugnung" und "Phase Zwei: Zorn" hinweg.
Ich weiß ja nicht, ob die Phasen der Trauer hier wirklich passen.
Natürlich sorgen diese Aktionen für teils heftige Emotionen. Aber das ist meiner Meinung nach auch nur das: kurzer Ärger einzelner Leute, welcher sich dann zum Teil unpassend entlädt.
Das mag als "erreichen" gelten. Aber ob sich danach irgendeiner von denen denkt "Stimmt, wir sollten uns mehr für Klimaschutz einsetzen"?
Ich versteh nicht wie man denken kann, dass die Straßenblockaden gedacht seien um die Menschen die man dabei trifft zu überzeugen. Natürlich funktioniert das nicht, ist aber auch nicht so gedacht. Falls es zu einer produktiven Diskussion kommt ist das ja cool aber nur ein netter Nebeneffekt.
Die Straßenblockaden sind Protest gegen die aktuelle Politik, die sich nicht an die Gesetze hält. Um einen Schritt in Richtung der Einhaltung der Gesetze aufzuzeigen hat die LG ihre wirklich niedrigen Forderungen formuliert.
Ich versteh nicht wie man denken kann, dass die Straßenblockaden gedacht seien um die Menschen die man dabei trifft zu überzeugen.
Die Medien sind doch voll von Framings, die sicher stellen dass niemand sich dafür interessiert was die LG tatsächlich will. Da hast du deine Ursache.
Ich meine, selbst hier in den entsprechenden LG-Threads ist gut die Hälfte der Leute komplett ahnungslos was die LG erreichen will, reden aber drüber als wären sie die offiziellen LG-Historiker.
Dann verstehe ich die Proteste tatsächlich noch weniger.
Ich meine, natürlich soll das ein Zeichen an die Politik sein. Aber was kümmert es die Politiker, wenn in Hamburg ein paar Leute zu spät zur Arbeit kommen? Ich dachte, man Versuche über die Wähler an's Ziel zu kommen. Die Gesellschaft "wach zu rütteln", damit die Politik reagieren muss.
In einer idealen Welt voller politisch mündiger Bürger hätte so eine Aktion Erfolg.
Das geht dann in die Richtung:
„Mmmh, die Politik setzt ihre erklärten Ziele nicht um. Ich muss dagegen protestieren.“
Die Menschen um einen herum sind durch die Proteste genervt werden durch die Proteste zum Nachdenken angeregt und hinterfragen die Gründe für die Proteste. Die Menschen erkennen, dass die Politik mit ihren gebrochenen Versprechen der Auslöser für die Proteste ist. Die Leute wählen bei der nächsten Wahl Politiker, die die Versprechen umsetzten.
Problem:
Es wird ein massives Framing in der deutschen Medienlandschaft betrieben, die Gründe für die Proteste aus dem Blickfeld zu verdrängen. Deswegen nervt die LG nur noch, aber niemand weiß, warum sie nervt. Aber man sollte die Hoffnung nie aufgeben. Vielleicht verstehen die Leute irgendwann, warum die LG tut, was sie tut und ziehen politische Konsequenzen daraus.
Neben den Problemen die @mzumquadrat@lemmy.ml Anspricht hat das Vorgehen über Mehrheiten gehen ein riesiges Problem: Das braucht Zeit die wir nicht haben. Die aktuelle Regierung muss handeln. Allerspätestens die nächste, und die wird im Zweifel noch schlimmer als die aktuelle.
Es gibt aber auch andere Probleme damit ausschließlich über Mehrheiten Politik beeinflussen zu wollen. Wenn nur die Rechte einer Minderheit (z.B. junge Menschen) die auch noch schlecht repräsentiert ist (z.B. junge Menschen) betroffen sind wird es schwer Mehrheiten für das Thema zu organisieren. Die Rechte gibt es aber trotzdem, und wenn sie in Gefahr sind oder sogar aktiv gegen sie verstoßen wird darf und muss mit Protest darauf hingewiesen werden.
Zumal die Leute, die da dann blockiert werden, sich höchstens an die Politiker wenden mit dem Wunsch, "endlich mal was gegen diese Kleber zu machen". Man merkt ja jetzt schon, dass die Law-&-Order-Mentalität von Tag zu Tag besser ankommt.
Durch den Störfaktor der Proteste kommen sie in die öffentliche Aufmerksamkeit und Debatte; überzeugt werden sollen dann eben nicht (nur) die 17 Autofahrer:innen direkt vor Ort, sondern möglichst einige hunderte in der Allgemeinbevölkerung, die so aber sicher was davon mitbekommen.