Eine holistische Meinungsbildung ist Bürgerpflicht
In Zeiten extremer Meinungspolarisierung ist es Bürgerpflicht alles zutun, um aus seinen Meinungssilos auszubrechen und den Versuch zu starten eine ganzheitlichere Meinungsbildung zu gewährleisten.
Warum? Wer sich in Echokammern zurückzieht leistet einer verdummten, unfairen, undifferenzierten Gesellschaft Vorschub. Anstatt nach Wahrheit und einer sinnvollen Erklärung zu streben, steht dann die Verleumdung eben dieser im Vordergrund. Wer nicht bereit ist andere Meinungen respektvoll zu hören, wer nicht bereit ist seine Meinung ggf. zu ändern bereitet denen einen Weg an die Macht, denen Wahrheit nichts bedeutet.
In einer Echokammer zu verharren macht einen persönlich arm und auch die Gesellschaft.
Ich habe da sehr klare rote Linien und die sind auch nötig. Es gibt in der aktuellen Zeit häufig die Tendenz, alles als Meinung zu deklarieren und dann zu fordern, dass man ja andere Meinungen akzeptieren müsse. Gleichzeitig sind aber viele dieser "Meinungen" eben extrem schlimm menschenverachtend. Es rennen ja gerade zu viele herum, die als "Meinung" propagieren, dass Schwule oder Transsexuelle unterdrückt oder vernichtet werden müssen. Oder die alle Muslime ausweisen wollen, die alle Flüchtlinge an der Grenze erschießen wollen oder die es völlig akzeptabel fanden während Corona ihre Mitmenschen absichtlich zu infizieren.
Ich habe das Gefühl, bei dir schwingen Unterstellungen mit, aber seis drum.
Erstmal, rein technisch gesehen sind das ja auch Meinungen.
Aber du hast recht, man muss auch nicht grundlegend alles akzeptieren, wenn es drastisch gegen den eigenen Wertekanon verstößt. Aber ich denke man muss sich in einer gewissen Breite in Meinungstoleranz üben.
Andere Menschen zu erschiessen oder zu verfolgen, oder zu ächten halte ich auch für nicht tolerierbar.
Darum geht es ja, Leben und Leben lassen, und in diesem Spektrum auch diskutieren.
Vom Gefühl her glaube ich aber übertreibst du in deinem Beispielen auch in der Ausprägung etwas, was manchmal eben auch Diskussionsverhindernd ist, obwohl eine Diskussion möglich wäre: Z.b. Es macht für mich einen Unterschied ob jemand sagt, es soll strengere Migrationsgesetze geben oder „alle Muslime müssen ausgewiesen werden“.
Du meinst ja ganz klar Positionen der AfD hier oder? Ich rede z.b. mit jenen AfD-Wählern die eine „akzeptable“ Position haben (also wie oben geschrieben). Ich würde wahrscheinlich auch mit Nazis diskutieren, aber eher mit der Absicht ihnen eine diversifizierten Perspektive näher zu bringen, also mit der Hoffnung sie zu verändern. Das würde ich auch bei religiösen Fundamentalisten tun, so lange ich nicht an Leib und Leben bedroht bin. Genauso mit anderen „Extremisten“.
"Indem so einer seine untriftige, durch keine Erfahrung erhärtete, durch keine Überlegungen bündige Meinung als die seine proklamiert, verleiht er ihr, mag er sie auch scheinbar einschränken, gerade durch die Beziehung auf ihn selbst als Subjekt Autorität, die des Bekenntnisses. […] Umgekehrt ist ebenso verbreitet die Neigung, wenn man auf ein triftiges und begründetes Urteil stößt, das einem unbequem ist, ohne daß man es doch widerlegen könnte, es dadurch zu disqualifizieren, daß man es als bloße Meinung hinstellt."
Heißt im Kern, dass die bloße Berufung auf eine Meinung absoluter Quatsch ist und dass daher auch die Grundüberlegung deines Posts irgendwie nicht greifen kann. Ich kann natürlich der Meinung sein, dass in unseren U-Bahnröhren Außerirdische von der Venus leben, die 1947 mit ihrem Raumschiff über Düsseldorf abgestürzt sind. Ist halt natürlich absoluter Quatsch und wenn ich das öffentlich vertreten will, dann brauche ich dafür Belege, Beweise, Quellen und kann mich nicht darauf zurückziehen, dass das meine Meinung ist und dass andere die halt akzeptieren müssen. Gilt auch umgekehrt: Ich kann halt nicht einfach irgendwas, was mir nicht gefällt (etwa "Obdachlose leben in U-Bahnröhren") abstreiten, weil das halt bloß deine Meinung ist, wenn du passende Belege dafür mitbringst.
Sprich: Wir sollten einfach nicht über "Meinungen" diskutieren, denn das bringt nichts. Streich das Wort aus deinem Wortschatz, sondern versuche über Fakten und konkrete Dinge zu diskutieren.
(und nach zig Jahren "Erfahrung" kann ich dir sagen: da knallt es gerade im rechten/rechtsextremen Bereich extrem, wenn du das Versuchst, denn Leute wie etwa ein Trump agieren mit Emotionen, Gefühlen, Meinungen, aber eben nicht mit Fakten und haben auch eine in sich widersprechende Logik. Wenn du wirklich auf konkrete Themen gehst und nicht auf nebulöse Meinungen, dann wird der Rechtsextreme irgendwann einfach nur anfangen zu pöbeln oder das Gespräch abbrechen)
Das Vorhandensein von Echokammern lässt sich wohl nicht leugnen und man sollte natürlich offen für andere Ansichten sein.
Im Moment wird aber auch so mancher Mist in perfider Absicht als "Meinung" getarnt, dem man aus gutem Grund widersprechen muss. Da muss man ganz genau hinschauen.
Es gibt einen Auslöser bei mir, den hatte ich aber erstmal nicht Teil des Posts machen wollen, da ich verhindern wollte, dass das direkt wieder eine Polarisierung auslöst.
Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, Nachrichtenquellen aus verschiedenen Bereichen des politischen Spektrums zu lesen. Und so habe ich heute Beiträge bei „Die Zeit“ bzw. Bei der „Jungen Freiheit“ gelesen die indirekt etwas miteinander zutun hatte.
Die Zeit redete darüber wie wenig die Maßnahmen an den Grenzen bringen. Die Junge Freiheit redete darüber wie stark die freiwillige Ausreise durch Bezahlkarten zugenommen hat.
Das fand ich interessant, weil hier das Thema „Flüchtlinge“ aus „Meinungsmache“-Gründen in beiden Fällen auf einen Aspekt reduziert wird, obwohl vielleicht beide Artikel in ihrer Kernaussage wahr sind.
Natürlich kann auch nicht jeder solcher Beiträge immer wieder den Gesamtkontext beleuchten, das ist klar. Wenn ich aber nur eines z.b. dieser Medien konsumieren würde, hätte ich langfristig vermutlich eine eingeschränkte Sicht auf den gesamten Themenkomplex. (Und Meinungsjournalismus ist heutzutage ja leider auch die dominierende Form der Nachrichtenvermittlung.)
Aber das ist nur ein Beispiel, das soll hier keine Debatte zum dem Thema Flüchtlinge werden, daher hatte ich das initial verschwiegen.
Bei mir gibts auch Auslöser. Zum Beispiel dafür, dass ich in Voyager dieses Stichwort neben deinen Namen gesetzt habe (nb: mit Fragezeichen), um mich daran zu erinnern, dich nicht hochzuwählen:
Die Zeit redete darüber wie wenig die Maßnahmen an den Grenzen bringen. Die Junge Freiheit redete darüber wie stark die freiwillige Ausreise durch Bezahlkarten zugenommen hat.
Und das sind letztlich eine latent rechte und eine eindeutig rechte, menschenfeindliche Sichtweise. Wenn "sich umfassend informieren" heißt, dass man erst mal die Humanität an der Garderobe abgibt und sich dann Anti-Ausländer-Krams gibt, der dafür geschrieben ist, dir Schlechtigkeit beizubringen und oftmals nicht nur Spin sondern auch falsche/fehlinterpretierte Zahlen reinzuballern, bin ich nicht dabei.
Ich bin ja nun auch nicht unbedingt jemand, der hier immer auf der Welle der Mehrheitsmeinung reitet, aber ehrlich gesagt hättest du auch deinen Blickwinkel erweitern können, ohne auf etwas wie die Junge Freiheit zu setzen. Gönn dir stattdessen einen Blick in die FAZ oder meinetwegen NZZ, das ist auch jenseits des hiesigen Mehrheitsgeschmacks, ist aber immerhin nicht der komplette Mülleimer.
Ansonsten probiere ich hier auch oft, die Dinge bewusst auch aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Und meine Erfahrung ist, dass das zwar sicherlich einige ziemlich blöd finden und das runterwählen, aber oft genug funktioniert das und man kann sich sachlich auseinandersetzen und so auch mal andere Blickwinkel erfahren.
Das ist zumindest ein Vergleich, den ich entkräften kann. Auch andere Medien berichten das. Da muss man nicht gleich die Junge Freiheit lesen, Wahnsinn. Google liefert neben Springer-Medien auch die Tagesschau BR.
Dazu habe ich auch eine ähnliche Erfahrung gemacht. Als privatsphärebewusster Typ bin ich zum Start der ePA über Google zu einem Artikel von den sogenannten "Nachdenkseiten" gestolpert.
Inhaltlich muss ich sagen, dass dieser sehr spezifische Artikel wirklich inhaltlich richtige und wichtige Informationen abgeliefert hat, was ich bei anderen Artikeln schmerzlich vermisst habe.
Am liebsten hätte ich den Artikel geteilt, aber da ich um die anderen sehr fragwürdigen Inhalte auf dieser Seite wusste, habe ich's gelassen. Man muss auch bedenken, dass man schließlich, wenn auch ungewollt, Werbung für sowas macht. Vielleicht ist es ja auch als Köder gedacht?
Prinzipiell Ja. Ein mündiger Bürger sollte sich informieren. Erstaunlich viele gesetzliche Rechte lassen sich darauf zurückführen, dass Bürger eine Demokratie Zugang zu Informationen brauchen für eine ordentliche Meinungsbildung.
Allerdings gibt es keine wirkliche Bürgerpflicht dazu. Viele tun es nicht. Tja, Pech für uns alle.
Ja das Wort Bürgerpflicht ist etwas überspitzt. Wie sollte man so eine Pflicht auch durchsetzen.
Ich glaube auch, dass eine Demokratie ohne Zugang zu Informationen schwierig stabil zu halten ist.
Deswegen braucht es imho in Zeiten des populistischen Meinungsjournalismus die Initiative eines jeden Bürgers sich umfänglich aus diversen Quellen zu informieren und die Informstionen zu integrieren, weil die „Wahrheit“, oder eine Annäherung an diese, oft in der Mitte liegt.
Zusätzlich braucht es den Mut sich selbst sich zu hinterfragen, eine offene Debattenkultur und Toleranz.
Weil du die Person warst, die hier einen Junge-Freiheit-Link geteilt hast. Von Menschen, die das tun, und dann einen Post wie diesen hier verfassen, kommt in der Regel kein konstruktiver Diskurs.