Gebrauchtes E-Bike kaufen wegen Wohnen in Hanglage. Worauf achten?
Hallo zusammen,
wegen Wohnen in Hanglage in urbaner Gegend suche ich ein alltagstaugliches E-Bike für ca. 5 Fahrten pro Monat.
Bisher nutze ich ein vollgefedertes Mountainbike. In der Abfahrt erreiche ich in der Spitze rund 50 km/h. Die Rückfahrt bergaufwärts entsprechend mühselig.
Aufgrund der aktuellen Marktlage möchte ich versuchen, ein wenig benutztes Fahrrad zu finden, welches der Besitzer nicht mehr benötigt.
Obwohl ich ein Mountainbike-Fan bin, tendiere ich nun wegen Gewicht und Sperrigkeit ein ungefedertes Trekkingrad.
Worauf sollte ich beim Kauf eines gebrauchten E-Bikes achten? Habt ihr Erfahrung? Welche Hersteller mögt ihr? Für welche Komponenten bekommt man einfach Ersatzteile und sind selbst reparierbar?
Ich habe selber ein E-Bike mit Bosch Antrieb geerbt (Centurion e-Fire 408 Tour). Und nach einigen Jahren damit habe ich sehr gemischte Gefühle.
Antrieb und Fahrrad funktionieren eigentlich technisch super. Aber das ganze Bosch System ist voller DRM. Die Datenübertragung zwischen Display, Motor und Akku ist verschlüsselt, überall verstecken sich Hürden um Dinge modifizieren oder reparieren zu können.
So ist es zum Beispiel sehr schwer die Zellen im Akku selbst zu tauschen. Hat das BMS einmal die Spannungsversorgung verloren löscht es seine Keys und kann nicht mehr mit der restlichen Elektronik kommunizieren.
Ich habe auch eine kleine Platine zwischen die Komponenten gesteckt um schneller als 25km/h fahren zu können. Das funktionierte aber nur wegen der alten Bosch Hardware und Software. Und wenn ich es nun zum Fahrradladen bringe muss ich jedesmal darauf hinweisen das sie auf keinen Fall die offizielle Bosch Software anschließen dürfen oder Updates einspielen, da der Hack sonst nicht mehr funktioniert.
Ein Kollege hat sich sein "normales" Fahrrad selbst mit einem Chinesischem Nabenmotor elektrifiziert, dort ist aus Bastler Sicht alles sehr viel zugänglicher. Für ein zukünftiges E-Bike würde ich persönlich also auf jeden Fall in die Richtung tendieren.
Aber das ist jetzt natürlich eine sehr nischige "Nerd"-Perspektive von mir, das ist mir klar. Musst du wissen ob dir sowas wichtig ist.
Ein Kollege hat sich sein “normales” Fahrrad selbst mit einem Chinesischem Nabenmotor elektrifiziert, dort ist aus Bastler Sicht alles sehr viel zugänglicher. Für ein zukünftiges E-Bike würde ich persönlich also auf jeden Fall in die Richtung tendieren.
Dazu sei auch gesagt, dass man gute Teile, um ein bestehendes Rad inklusive Akku auf Pedelec umzurüsten, bereits verhältnismäßig günstig für um die 500€ bekommt. Das sieht dann am Ende nicht so sexy wie ein fertiges E-Bike aus, da die Kabel normalerweise am statt im Rahmen verlegt werden, aber so ein Umbau ist naturgemäß modular und auch transferierbar. Der Umbau ist eigentlich für jeden machbar, Videos gibt es genug.
Man sollte sich aber mit den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Antriebsarten auseinandersetzen, wesentlich hier Mittel- und Nabenmotor. Auch werden viele Kits so ausgeliefert, dass theoretisch eine in Deutschland für Pedelecs nicht zugelassene Konfiguration möglich ist, beispielsweise durch Gashebel und höherer Unterstützung als 25 km/h.
Vielen Dank für deine Erfahrung! DRM und Vertragshändlerzwang hatte ich gar nicht auf dem Schirm! Aufgrund fehlender Selbstreparierbarkeit auf jeden Fall ein Ausschlusskriterium. Betrifft dies alle Bosch Akkus und Motoren?
Noch ein Beispiel was mir gerade einfällt: ich kann kein anderes Vorder- oder Rücklicht montieren. Im Bosch-System ist nämlich der genaue zu erwartende Stromverbrauch für jede Lampe eingestellt, damit es anzeigen kann wenn die Lampe kaputt ist. Heisst aber auch: ohne offizielle Bosch Tools beim Vertragshändler kannst du keine andere Lampe mit mehr oder weniger Stromverbrauch anschließen. Heisst: ich habe eine zusätzliche kleine Lampe mit eigenem Akku am Lenker. Total bescheuert.
Ich hab mir ein gebrauchtes gekauft und darauf geachtet dass die Bremsen vernünftig sind. Entweder Hydraulik oder Scheibe. Motor war mir relativ egal, aber der Akku sollte schon mindestens 400Wh haben.
Bin einigermaßen zufrieden, aber hatte nicht bedacht dass E-Bikes nicht dafür gedacht sind ohne Motor zu fahren. Bei diesen unsäglichen Aluminium Kurbeln sind mir zwei mal die Treter aus dem Gewinde gerissen(!) und ich musste die Kurbeln austauschen (und ein neues Werkzeug dafür kaufen).
Irgend ein Bosch Motor (ca 40W) direkt an den Pedalen. Lange kontinuierliche Anstiege hab ich nicht, dafür kurze und sehr intensive. Die packt das Ding ganz gut.
Lass auf jeden Fall die Finger von Mods/Hacks vom Motor. Wenn du erwischt wirst wird es richtig teuer und im schlimmsten Fall kann es dich bei einem Unfall finanziell ruinieren.
Beim Einsatz mit starker Steigung würde ich von Frontmotoren abraten, denen geht schnell die Puste aus, wenn es zu steil wird. Ich persönlich bin ein Fan von Mittelmotoren.
Wenn es wartungsarm sein soll solltest du über einen Riemenantrieb nachdenken. Der Ketteverschleiß ist bei Pedellecs stark erhöht.
Und schließlich würde ich mich bei der Auswahl auf bekannte Antriebshersteller beschränken. Bei den günstigen Chinamodellen wäre ich insbesondere bei der Sicherheit des Akkus skeptisch.
Wenn es wartungsarm sein soll solltest du über einen Riemenantrieb nachdenken. Der Ketteverschleiß ist bei Pedellecs stark erhöht.
Die Bikes mit Riemenantrieb haben doch meist keine oder nur wenige Gänge. Wichtig für den Hanganstieg wäre, dass das komfortabel und sicher hinhaut. Sollte man für steile Hanglagen nicht eher auf die klassische Kettenschaltung setzen?
Auch wenn der Akku unerwartet zu früh leer sein sollte, möchte ich noch irgendwie nach Hause kommen und nicht den Berg hochschieben.
Es sind dann Getriebenaben angesagt. Rohloff hat eine und Shimano eine 5Gang-Nexus, die für Mittelmotoren freigegeben sind. Die Stufenlose von Enviolo gibt es auch noch, aber dann wird es eng.
@hummingbird Der Kettenverschleiss bei E-Motoren ist sicher erhöht, aber jetzt auch nicht extrem hoch, insbesondere wenn man auf robuste Komponenten setzt statt besonders leicht unterwegs zu sein.
Als Datenpunkt: Unser E-Lastenrad ist jetzt mit der dritten Kette unterwegs und hat 16 000km auf den Schlappen - und wir sind nicht zimperlich mit dem Ding. Ein Riemen hält natürlich trotzdem länger: Auf dem anderen Lastenrad fahren wir Riemen und da sind wir bei 11 000 mit dem ersten.
Die Wahl der Komponenten ist sicherlich wichtig, ebenso die Fahrweise und der Einsatzbereiche. Datenpunkt meinerseits: Schimano XT 11 Gang hält bei mir ca. 500km am EMTB.