Die bayerische Gemeinde Hebertshausen hat in den vergangenen Monaten mehr als fünfmal so viele Geflüchtete aufgenommen wie vorgesehen. Sorgen bereitet das dort kaum jemandem. Warum? Von Julius Baumeister und Herbert Kordes.
In Hebertshausen, eine halbe Autostunde von München entfernt, sind die Unterkünfte voll, immer mehr Menschen kommen. Aktuell leben hier 234 Geflüchtete - etwa 190 Menschen mehr, als der kleine Ort mit seinen gut 6.000 Einwohnern nach dem Verteilungsschlüssel eigentlich aufnehmen müsste. Doch Alarm schlägt hier niemand.
Was ich nicht verstehe: über Wochen kommen ständig Berichte dass die Migration zu hoch ist. Die Ampel ist zu lax bei der Sache. Alles läuft über.
Dann äußert sich Scholz dazu und sagt:"ja, ist zu viel" und dann bringt die Tagesschau einen Artikel raus "Nee, ist gar nicht so".
Es wirkt für mich wie bashing. Auf Kosten von Menschen die flüchten und nach einem leben ohne Verfolgung träumen, begegnen wir mit einer Aggression im öffentlichen Diskurs und den Medien.
Unsere politische und mediale Diskussion ist aktuell nur noch damit beschäftigt Politik die nicht Rechts und Konservativ ist ständig anzugreifen.
Das ist ne Geschichte über einen Ort, davon kann man wohl kaum auf die Situation im ganzen Bundesland schließen.
Es zeigt aber, dass es funktionieren kann, wenn man denn nur will. Das sind keine revolutionären Konzepte, die hier angewendet werden. Die Menschen kommen an, man gibt ihnen Arbeit, wo sie dringend benötigt wird. Es wird sich von Anfang an gekümmert, die Menschen werden wertgeschätzt und integriert.
Wie oft hört man denn davon, dass Flüchtlinge nicht arbeiten dürfen? Es gibt keine Deutschkurse, keine Integrationshelfer, keinen Integrationswillen von Seiten der Politik. Und dann wundert man sich, dass es nicht funktioniert.
Das ist mir klar. Aber diese Geschichten haben gefehlt in der gesamten Debatte. Vor einigen Wochen, im Peak dieser negativen medialen Diskussion, hat DLF Nova einen Beitrag über Kommunen gebracht. Dort war die Aussage: "viele Asylsuchende ja, aber keine Krise".
Es wurden Kommunen wie diese vorsgetellt und auch Landräte und Bürgermeister die meinten, dass die Kommunen die jetzt laut sind einfach schlecht arbeiten und die Mehrheit eigentlich kein Problem sieht oder nicht so ein extrem wie 2014 vorliegen haben.
Und das es jetzt plötzlich positive Berichte gibt und auch nachhaltige Konzepte mit dieser Zuwanderung, hätten die letzten Wochen uns unserer gesellschaftlichen Diskussion extremst entspannt.
Um noch ein Beispiel zu nennen: Sachleistungen statt Geld. Wird es in Bayern nach der Wahl auch nicht geben, da die CSU selber sagt das es sogar mehr Anreize schafft für Zuwanderung nach Deutschland. Wo gab es die Berichte, die das vorab schon diskutiert haben?
Das mit den Sachleistungen war eh die dümmste Ente jemals. Da regen sich die Länder auf, dass der Bund das ermöglichen soll, dabei hatten sie die ganze Zeit schon die Kompetenzen dafür. Ganz abgesehen davon, dass das im Ausland eh niemanden interessiert und Flüchtlinge, die Geld in die Heimat überweisen können weitere Flüchtlinge verhindern.
Das ist ein praktisches Klima zum "durchregieren". Dabei lassen sich noch Aktivisten einlochen und niemand aus der jeweiligen in-group muss sich mit unangenehmen Themen beschäftigen.